Glossar:
Van Westendorp Methode

Die Van Westendorp-Methode ist ein Preisforschungsverfahren, das zur Bestimmung der Preissensibilität von Verbrauchern entwickelt wurde. Benannt nach dem holländischen Ökonomen Peter H. Van Westendorp, bietet die Methode Einblicke in die Preisakzeptanz und -toleranz von Kunden. Dies ist insbesondere hilfreich bei der Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen, bei der Einführung von Produkten in neue Märkte oder bei Preisanpassungen.

 

Grundlagen der Methode

 

Das Kernstück der Van Westendorp-Methode sind vier spezifische Fragen, die an eine repräsentative Gruppe von potenziellen Kunden gestellt werden:

  1. Ab welchem Preis ist das Produkt so günstig, dass Sie die Qualität in Frage stellen würden?
  2. Ab welchem Preis empfinden Sie das Produkt als günstig?
  3. Ab welchem Preis wird das Produkt teuer, ist aber noch akzeptabel?
  4. Ab welchem Preis ist das Produkt so teuer, dass Sie es nicht mehr kaufen würden?

 

Preisbereiche und Interpretation

 

Anhand der Antworten auf diese Fragen können Unternehmen verschiedene Preisbereiche ermitteln:

– Indifferenzbereich: Hier sind die Kunden hinsichtlich des Preises gleichgültig.

– Optimaler Preisbereich: Hier maximiert das Unternehmen Gewinn und Kundenzufriedenheit.

– Akzeptabler Preisbereich: Hier sind die Kunden bereit, den Preis zu akzeptieren, obwohl sie ihn für hoch halten.

 

Einsatzgebiete

 

Die Van Westendorp-Methode wird häufig in den Bereichen Marktforschung, Marketing und Produktentwicklung eingesetzt. Sie ist besonders nützlich bei der Preisbildung für Nischenprodukte, für die es wenige Vergleichsmöglichkeiten gibt.

 

Vorteile der Methode

 

Die Vorteile der Van Westendorp-Methode liegen in ihrer Einfachheit und ihrem direkten Zugang zur Verbrauchermeinung. Die Methode kann leicht an verschiedene Märkte und Kundengruppen angepasst werden und liefert schnell verständliche Ergebnisse.

 

Nachteile und Kritik

 

Ein Hauptnachteil der Methode ist, dass sie die Komplexität des Preisbildungsprozesses und der Wettbewerbsdynamik möglicherweise nicht vollständig berücksichtigt. Auch berücksichtigt sie nicht den Wert oder den Nutzen, den ein Produkt oder eine Dienstleistung für den Kunden haben könnte.

 

Kombination mit anderen Methoden

 

Oft wird die Van Westendorp-Methode mit anderen preispsychologischen oder marktanalytischen Verfahren kombiniert, um ein vollständigeres Bild der Marktsituation zu erhalten. Hierzu können beispielsweise Conjoint-Analysen oder die Gabor-Granger-Methode gehören.

 

Digitalisierung und Automatisierung

 

Mit den Fortschritten in der Datenanalyse und künstlichen Intelligenz finden heute immer häufiger automatisierte Van Westendorp-Analysen statt. Diese können große Datenmengen effizienter verarbeiten und so noch präzisere Ergebnisse liefern.

 

Marktpositionierung

 

Die Van Westendorp-Methode kann auch zur Identifizierung der Marktpositionierung eines Produkts oder einer Dienstleistung verwendet werden. Unternehmen können den optimalen Preisbereich im Kontext der Wettbewerber bewerten, um eine effektive Preisstrategie zu formulieren.

 

Kundensegmentierung

 

Ein weiterer entscheidender Aspekt, den die Methode anspricht, ist die Möglichkeit der Kundensegmentierung. Durch die Analyse unterschiedlicher Antworten von verschiedenen demografischen oder psychografischen Kundengruppen können Unternehmen spezifische Preisstrategien für unterschiedliche Segmente entwickeln.

 

Globalisierung und kulturelle Faktoren

 

In einer globalisierten Welt muss die kulturelle Sensibilität bei der Anwendung der Van Westendorp-Methode berücksichtigt werden. Was in einem Land als „akzeptabler Preis“ gilt, kann in einem anderen als unerschwinglich oder als zu günstig angesehen werden.

 

Zeitliche Faktoren

 

Die Preissensibilität ist nicht statisch und kann sich im Laufe der Zeit verändern, sei es durch saisonale Schwankungen, Inflation oder Veränderungen in der Wettbewerbslandschaft. Unternehmen sollten die Van Westendorp-Methode regelmäßig anwenden, um aktuelle Daten zu erhalten.

 

Zusätzliche Methoden für tiefere Analysen

 

Es gibt spezialisierte Software und Analysemethoden, die über die grundlegende Auswertung der Van Westendorp-Daten hinausgehen. Diese Tools ermöglichen eine tiefere Interpretation und können Faktoren wie Preiselastizität und Wahrscheinlichkeitsverteilungen integrieren.

 

Chancen und Risiken

 

Die Nutzung der Methode birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Die größte Chance besteht darin, die Preisbereitschaft der Kunden genau zu treffen und so Umsatz und Gewinn zu maximieren. Das Risiko besteht jedoch darin, sich zu sehr auf die Ergebnisse zu verlassen und andere wichtige Faktoren wie Produktqualität, Markenwert und Kundenservice zu vernachlässigen.

 

Weiterführende Überlegungen

 

Die Anwendung der Van Westendorp-Methode sollte nicht isoliert betrachtet werden. Es ist wichtig, sie als einen Baustein in einem breiteren Set von Tools und Methoden für die Preisbildung zu sehen. Unternehmen können zusätzliche qualitative und quantitative Untersuchungen durchführen, um die Ergebnisse zu verifizieren und weitere Einblicke zu gewinnen.

 

Fallstudien und Anwendungsbeispiele

 

In verschiedenen Branchen, von der Konsumgüterindustrie bis zur Pharmazie, hat die Van Westendorp-Methode ihre Nützlichkeit unter Beweis gestellt. Sie hat Unternehmen geholfen, ihre Preisstrategien effektiv zu gestalten und damit sowohl Umsatz als auch Gewinn zu maximieren.

 

Fazit

 

Die Van Westendorp-Methode ist ein wertvolles, aber nicht allumfassendes Tool für die Preisbildung. Sie sollte in einem breiteren Kontext von Marktforschungs- und Geschäftsstrategien betrachtet werden. Durch eine sorgfältige Anwendung und Kombination mit anderen Methoden kann sie Unternehmen wertvolle Einblicke in die Preisbereitschaft ihrer Kunden bieten.

 

 

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Dr. Björn Schuppar

Pricing Expert, Partner & Managing Director
Exquisiter Koch
Trainierte Athlet

„Dr. Schuppar hat die Fähigkeit, auf Unternehmer- und Führungsebene die Bedeutung des richtigen Preises klar zu vermitteln. Bessere Preise sind für ihn eine Inspiration.“

Erfahrung & Hintergrund
Dr. Björn Schuppar verantwortet als Geschäftsführer die Aktivitäten von Schuppar Consulting im In- und Ausland. Er gründete das Unternehmen im Jahr 2005. Seine fundierte und in hunderten von Projekten bewährte Expertise in den Bereichen Preisgestaltung, Verhandlungsführung, Vertriebsmanagement, Kundennutzen und Händlermanagement macht ihn zu einem geschätzten Berater für Industrie- und Dienstleistungsunternehmen.

Dr. Björn Schuppar und sein Team haben weltweit mehr als 7.000 Menschen erfolgreich trainiert. Preisberatung und Verhandlungstraining in den Branchen Automotive, Spezialchemie, Maschinen- und Anlagenbau, IT, Chemie, Konsumgüter, Handel und Finanzdienstleistungen sind Schwerpunkte seiner Arbeit. Neben seiner fachlichen Expertise schätzen die Kunden seine soziale und interkulturelle Kompetenz sowie seine Fähigkeit, zu inspirieren.

Bildung
Der Preisexperte ist Autor des Buches „Preismanagement“ (DUV/Springer-Gabler 2006) sowie zahlreicher Publikationen und Vorträge zum Thema Preise, Vertrieb und Marketing. Dr. Björn Schuppar studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Darmstadt (Fachrichtung Maschinenbau) und promovierte bei Prof. Dr. Christian Homburg (Universität Mannheim). In seiner Dissertation identifizierte er die Erfolgsfaktoren des Preismanagements im Business-to-Business-Bereich. Danach war er mehrere Jahre weltweit als Unternehmensberater tätig.

Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie. Er kocht gerne und treibt regelmäßig Sport.

Martin Ahlefelder

Pricing Expert, Partner & Managing Director
Engagierter Handballer
Leidenschaftlicher Golfer

„Herr Ahlefelder ist ein Partner mit besonderen Fähigkeiten: Empathisch, zielorientiert und engagiert.“

Erfahrung & Hintergrund
Martin Ahlefelder ist seit 2010 bei der Firma Schuppar Consulting für den Bereich der Industriemärkte zuständig. Er begleitet sehr erfolgreich die Durchführung und Umsetzung von Preisgestaltungen. Unsere Kunden kennen und schätzen ihn als hervorragenden, ergebnisorientierten Berater und Partner.

Martin Ahlefelder ist Experte für die Chemie- und Automobilindustrie, die allgemeine Industrie und den Handel. In Projekten verbindet er gekonnt seine analytische Expertise mit seinen außergewöhnlichen Sozial- und Trainingskompetenzen. Er hat bereits hunderte von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern zu verschiedenen Vertriebsthemen gewinnbringend und effektiv geschult. Dabei gelingt es ihm sehr gut, Mitarbeiter respektvoll und in entspannter Atmosphäre an neue Konzepte heranzuführen. Er hat sich als idealer Begleiter selbst schwierigster Change-Management-Prozesse erwiesen. Martin Ahlefelder verfügt über umfassende Projekterfahrung, sowohl im Konzernumfeld (DAX 30) als auch im Mittelstand. Seine Beratungs- und Coachingleistungen haben auch auf internationaler Ebene ein hohes Maß an Wertschätzung und Anerkennung erfahren. Mit seinem praxisorientierten Beratungsansatz erzielt er konsequent und ganz im Sinne der Schuppar Consulting-Philosophie effektive Steigerungen zwischen zwei und drei Prozentpunkten bei seinen Kunden.

Ausbildung
Martin Ahlefelder studierte Betriebswirtschaftslehre (Diplom) an der FHDW in Bergisch Gladbach und war vor seinem Einstieg bei Schuppar Consulting im Marketing und Vertrieb tätig. Martin Ahlefelder gibt sein Pricing- und Trainings-Know-how bei Schuppar Consulting im Rahmen des Young Talents Programms gezielt an Kollegen weiter.

In seiner Freizeit spielt er gerne Handball und Golf.

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