Glossar:
Preispsychologie: Die Wissenschaft dahinter

Die Preispsychologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die das Verhalten der Konsumenten in Bezug auf die Preisbildung untersucht. Sie stützt sich auf psychologische Forschung, Verhaltensökonomie und klassische Marketingstrategien. Untersuchungen zeigen, dass menschliche Entscheidungen oft von psychologischen Faktoren beeinflusst werden, die unabhängig von objektiven Kriterien wie Qualität oder Wert eines Produktes sind.

 

Preisanker und Preisreferenz

 

Ein Preisanker ist der erste Preis, den ein Konsument sieht. Er dient als Referenzpunkt für alle folgenden Preise. Wenn ein Produkt also zuerst für 100 Euro präsentiert wird und dann für 75 Euro im Angebot ist, erscheint es günstiger, als wenn es sofort für 75 Euro angeboten würde. Die Preisreferenz beeinflusst unsere Wahrnehmung des tatsächlichen Wertes eines Produkts stark.

 

Charm Pricing und Zauberzahlen

 

Charm Pricing bezieht sich auf die Technik, Preise knapp unter einer runden Zahl zu setzen (z.B. 9,99 € statt 10 €). Forschungen zeigen, dass solche Preise günstiger wirken und die Verkaufszahlen steigern können.

 

Bundle-Angebote und die Psychologie der Wahl

 

Menschen lieben Auswahlmöglichkeiten und die Illusion, mehr für ihr Geld zu bekommen. Bundle-Angebote, bei denen mehrere Produkte oder Dienstleistungen zu einem Gesamtpreis angeboten werden, spielen genau darauf an. Kunden tendieren dazu, den Gesamtwert des Pakets höher einzuschätzen als die Summe der Einzelpreise.

 

Der „Decoy-Effekt“ und Produktlinien

 

Oft bieten Unternehmen mehrere Varianten eines Produkts an – eine günstige, eine mittlere und eine teure. Die mittlere Option dient hierbei als „Decoy“, das die teurere Option attraktiver erscheinen lässt. Dies lenkt Käufer von der günstigsten Option ab und steigert so den durchschnittlichen Verkaufspreis.

 

Die Rolle von Emotionen und kognitiven Verzerrungen

 

Emotionale Faktoren, wie der Wunsch, ein Statussymbol zu besitzen, oder die Angst, eine Gelegenheit zu verpassen, spielen oft eine größere Rolle bei Kaufentscheidungen als rationale Überlegungen. Hier kommt die Preispsychologie ins Spiel, um diese Emotionen geschickt zu nutzen oder zu umgehen.

 

Preispsychologie im Onlinehandel

 

Im Zeitalter des Internets wird die Preispsychologie besonders interessant. A/B-Tests ermöglichen es, unterschiedliche Preismodelle in Echtzeit zu vergleichen. Auch die Verwendung von dynamischen Preisen, die sich in Echtzeit ändern können, ist ein Produkt der Preispsychologie.

 

Anpassungsstrategien und Preisdiskriminierung

 

Die Anpassung von Preisen an bestimmte Zielgruppen oder Verkaufssituationen ist ein weiteres Instrument der Preispsychologie. Ob es sich um Studentenrabatte, Mengenrabatte oder zeitlich begrenzte Angebote handelt, all diese Taktiken zielen darauf ab, die Zahlungsbereitschaft verschiedener Kundengruppen optimal auszuschöpfen.

 

Saisonalität und Preisfluktuationen

 

Die Verkaufspreise vieler Produkte variieren im Laufe eines Jahres aufgrund von saisonalen Einflüssen. Zum Beispiel könnten Einzelhändler die Preise für Winterkleidung im Frühling senken, um Lagerplatz für Sommerartikel zu schaffen. Diese saisonalen Preisschwankungen beeinflussen die Wahrnehmung und Kaufentscheidungen der Verbraucher.

 

Die Bedeutung von Vertrauen und Transparenz

 

Im digitalen Zeitalter ist es für Konsumenten einfacher geworden, Preise zu vergleichen. Deshalb setzen viele Unternehmen auf Transparenz, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Offene Preispolitiken und klare Kommunikation über Preisbestandteile können das Kundenvertrauen stärken und langfristige Beziehungen fördern.

 

Kontext und die Relativität des Preises

 

Wie ein Preis wahrgenommen wird, hängt stark vom Kontext ab, in dem er präsentiert wird. Ein und derselbe Preis kann als günstig oder teuer empfunden werden, je nachdem, mit welchen anderen Produkten oder Dienstleistungen er verglichen wird.

 

Psychologische Tricks und deren ethische Implikationen

 

Während viele Methoden der Preispsychologie darauf abzielen, die Kaufentscheidung des Kunden positiv zu beeinflussen, gibt es auch Ansätze, die als manipulativ betrachtet werden können. Ethische Überlegungen treten daher immer mehr in den Vordergrund, sowohl bei der Gestaltung von Preisen als auch bei der Kommunikation darüber.

 

Die Verbindung zu Behavioral Economics

 

Die Preispsychologie steht in enger Verbindung zur Verhaltensökonomie, die ebenfalls menschliches Verhalten und Entscheidungsfindung untersucht. Konzepte wie der Framing-Effekt, bei dem die Art der Präsentation eines Angebots die Wahrnehmung desselben beeinflusst, werden in beiden Disziplinen ausgiebig erforscht.

 

Globale Trends und kulturelle Unterschiede

 

Preispsychologische Strategien können je nach kulturellem Hintergrund unterschiedlich wirken. Was in einer Kultur als gutes Angebot wahrgenommen wird, könnte in einer anderen als weniger attraktiv gelten. Unternehmen, die international tätig sind, müssen diese Unterschiede berücksichtigen.

 

Anwendung in der B2B-Welt

 

Preispsychologie ist nicht nur für Endkunden relevant. Auch im B2B-Bereich können psychologische Taktiken helfen, den Verkauf anzukurbeln. Hier kommen allerdings andere Mechanismen zum Tragen, da in der Regel mehrere Personen an der Kaufentscheidung beteiligt sind und Verhandlungen oft eine größere Rolle spielen.

 

Zukunft der Preispsychologie

 

Mit dem Aufstieg der Künstlichen Intelligenz und Big Data werden immer komplexere Analysemethoden entwickelt, um das Käuferverhalten besser zu verstehen und Preise noch zielgerichteter zu gestalten.

 

Fazit

 

In der heutigen Wettbewerbslandschaft können Unternehmen es sich nicht leisten, die psychologischen Aspekte der Preisgestaltung zu ignorieren. Egal ob im stationären Handel oder im E-Commerce, ein tieferes Verständnis der Preispsychologie kann einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen.

 

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Dr. Björn Schuppar

Pricing Expert, Partner & Managing Director
Exquisiter Koch
Trainierte Athlet

„Dr. Schuppar hat die Fähigkeit, auf Unternehmer- und Führungsebene die Bedeutung des richtigen Preises klar zu vermitteln. Bessere Preise sind für ihn eine Inspiration.“

Erfahrung & Hintergrund
Dr. Björn Schuppar verantwortet als Geschäftsführer die Aktivitäten von Schuppar Consulting im In- und Ausland. Er gründete das Unternehmen im Jahr 2005. Seine fundierte und in hunderten von Projekten bewährte Expertise in den Bereichen Preisgestaltung, Verhandlungsführung, Vertriebsmanagement, Kundennutzen und Händlermanagement macht ihn zu einem geschätzten Berater für Industrie- und Dienstleistungsunternehmen.

Dr. Björn Schuppar und sein Team haben weltweit mehr als 7.000 Menschen erfolgreich trainiert. Preisberatung und Verhandlungstraining in den Branchen Automotive, Spezialchemie, Maschinen- und Anlagenbau, IT, Chemie, Konsumgüter, Handel und Finanzdienstleistungen sind Schwerpunkte seiner Arbeit. Neben seiner fachlichen Expertise schätzen die Kunden seine soziale und interkulturelle Kompetenz sowie seine Fähigkeit, zu inspirieren.

Bildung
Der Preisexperte ist Autor des Buches „Preismanagement“ (DUV/Springer-Gabler 2006) sowie zahlreicher Publikationen und Vorträge zum Thema Preise, Vertrieb und Marketing. Dr. Björn Schuppar studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Darmstadt (Fachrichtung Maschinenbau) und promovierte bei Prof. Dr. Christian Homburg (Universität Mannheim). In seiner Dissertation identifizierte er die Erfolgsfaktoren des Preismanagements im Business-to-Business-Bereich. Danach war er mehrere Jahre weltweit als Unternehmensberater tätig.

Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie. Er kocht gerne und treibt regelmäßig Sport.

Martin Ahlefelder

Pricing Expert, Partner & Managing Director
Engagierter Handballer
Leidenschaftlicher Golfer

„Herr Ahlefelder ist ein Partner mit besonderen Fähigkeiten: Empathisch, zielorientiert und engagiert.“

Erfahrung & Hintergrund
Martin Ahlefelder ist seit 2010 bei der Firma Schuppar Consulting für den Bereich der Industriemärkte zuständig. Er begleitet sehr erfolgreich die Durchführung und Umsetzung von Preisgestaltungen. Unsere Kunden kennen und schätzen ihn als hervorragenden, ergebnisorientierten Berater und Partner.

Martin Ahlefelder ist Experte für die Chemie- und Automobilindustrie, die allgemeine Industrie und den Handel. In Projekten verbindet er gekonnt seine analytische Expertise mit seinen außergewöhnlichen Sozial- und Trainingskompetenzen. Er hat bereits hunderte von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern zu verschiedenen Vertriebsthemen gewinnbringend und effektiv geschult. Dabei gelingt es ihm sehr gut, Mitarbeiter respektvoll und in entspannter Atmosphäre an neue Konzepte heranzuführen. Er hat sich als idealer Begleiter selbst schwierigster Change-Management-Prozesse erwiesen. Martin Ahlefelder verfügt über umfassende Projekterfahrung, sowohl im Konzernumfeld (DAX 30) als auch im Mittelstand. Seine Beratungs- und Coachingleistungen haben auch auf internationaler Ebene ein hohes Maß an Wertschätzung und Anerkennung erfahren. Mit seinem praxisorientierten Beratungsansatz erzielt er konsequent und ganz im Sinne der Schuppar Consulting-Philosophie effektive Steigerungen zwischen zwei und drei Prozentpunkten bei seinen Kunden.

Ausbildung
Martin Ahlefelder studierte Betriebswirtschaftslehre (Diplom) an der FHDW in Bergisch Gladbach und war vor seinem Einstieg bei Schuppar Consulting im Marketing und Vertrieb tätig. Martin Ahlefelder gibt sein Pricing- und Trainings-Know-how bei Schuppar Consulting im Rahmen des Young Talents Programms gezielt an Kollegen weiter.

In seiner Freizeit spielt er gerne Handball und Golf.

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